Einfach mal nichts machen: Warum Nichtstun keine verlorene Zeit ist

Einfach mal nichts machen: Warum Nichtstun keine verlorene Zeit ist

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„Wir haben Angst vor den Momenten völliger Entspannung, weil wir sie als verlorene Zeit empfinden“
(Frédéric Lenoir)

Nichtstun wird häufig synonym zu „Faulenzen“ verstanden. Zu Unrecht!

Nichtstun ist die vollkommene Entspannung auf körperlicher und geistiger Ebene. Die körperliche ist direkt einleuchtend, die geistige dafür umso wichtiger: Es geht darum, einfach mal das Gehirn (mit all seinen Neurosen) abzuschalten.
Die Pause vom Alltag ist ein urmenschliches Bedürfnis, ohne das wir im Chaos des Lebens versinken würden. Jede Aktion ist direkt verbunden mit der Pause von dieser Aktion – das Nichtstun ist die Rückseite der Medaille, der wir viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken.
Sie begegnen dem Nichtstun in jedem guten Roman (wenn der Autor die innere Welt der Menschen einigermaßen berücksichtigt hat). Selbst Gott machte am Sonntag einfach mal nichts. Na gut, er schaute, dass es gut war!

Warum es so unglaublich wichtig ist, nichts zu tun

„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.“
(Elizabeth Barrett Browning)

Im Nichtstun treten wir aus dem Laufrad des Tages heraus – und bekommen damit Perspektive.

Die Gefahr bei ständiger Aktivität ist, dass sie sich schnell zu blindem Aktionismus steigert. Dann schaffen wir mit viel Aufwand recht wenig.

„Nichtstun ist besser als mit vieler Mühe nichts schaffen.“
(Lao-Tse)

Wer keine Zeit für Reflektion hat, kann Wichtiges von Unwichtigem nicht unterscheiden. Im Nichtstun schärfen wir den Fokus auf das Wesentliche – und haben auf einmal viel mehr Energie und Zeit dafür.

„Der größte Feind der Qualität ist die Eile.“
(Henry Ford)

Kreatives Denken kann nur aus einem Zurücktreten entstehen. Wenn wir uns auf das Problem vor uns konzentrieren (was wir letztlich den ganzen Tag machen, wenn wir keine Pause einlegen), verengt sich das Denken auf diesen kleinen Bereich: Wir sind im Modus Problemlösung.
Kreativität entsteht in einer anderen Denkform: Wenn wir uns von einem spezifischen Problem lösen und unser Denken streifen lassen, beziehen wir einen viel größeren Bereich in unser Denken ein. Von einem Laser wechseln wir auf den Kegel einer Taschenlampe. Kreativität entsteht in der Beziehung getrennter Bereiche, die in der Verbindung zu einer neuen Idee führen.

„Wir haben viel zu wenig Muße: Zeit, in der nichts los ist. Das ist die Zeit, in der die Einsteins, die kreativen Forscher, ihre Entdeckungen machen. Der Betrieb und die Routine sind uninteressant und kontraproduktiv.“
(Adolf Muschg)

Wirkliches Nichtstun mit dem Gefühl der Ziellosigkeit

„Nirgends strapaziert sich der Mensch mehr als bei der Jagd nach Erholung.“
(Laurence Sterne)

Wenn wir Nichtstun mit dem Ziel verbinden, letztendlich doch produktiver, entspannter oder was auch immer zu werden, verliert das Nichtstun an Qualität.
Es ist nicht wirklich Nichtstun mehr.

Klar, ein paar Sätze weiter oben stehen die Vorteile des Nichtstuns. Doch diese Vorteile sollten nicht als Gründe fürs Abschalten herhalten.

Das Gefühl der Ziellosigkeit ist fundamental für wirkliches Nichtstun!

Wie kann man ziellos etwas tun?
Es ist eine der ältesten Zwickmühlen des Menschseins: Versuchen, nichts zu versuchen. Wünschen, nichts zu wünschen.
Genau das gleiche Problem besteht bei der Meditation: Das einzige, was dabei stört, ist der Meditierende. Er meditiert mit dem Ziel des Meditationszustands, wo doch der Zustand der Meditation gerade dadurch entsteht, nichts mehr erreichen zu wollen.

Wie tut man Nichts richtig? 5 Denkanstöße

Viele Gründe halten uns vom Nichtstun ab. Hier sind die 5 Denkweisen, mit denen Sie die meisten aus dem Weg räumen:

  • Erlauben Sie sich das Nichtstun

Unproduktivität in der Form von Prokrastitation erlauben wir uns alle.
Beim Aufschieben wichtiger Aufgaben sind wir zwar unproduktiv,  doch häufig auf Kosten eines Schuldgefühls.
Lösen Sie sich von diesem Schuldgefühl, dann macht das Nichtstun erst richtig Freude.

  1. Bauen Sie Ihr Selbstwertgefühl auf
  2. Die Krankheit der westlichen Welt: Die Jagd nach Verbesserung in allen Lebensbereichen. Sie speist sich aus dem Gefühl, noch nicht gut genug zu sein.
    Erkennen Sie, dass Sie auch jetzt schon ein liebenswerter, ganzer Mensch sind. Dann fällt Ihnen das Nichtstun leichter.

    1. Fokussieren Sie sich auf das Wesentliche
    2. Wenn wir nicht wissen, was wirklich wichtig ist, wie sollen wir dann unser Handeln ausrichten?
      Mit einem starken Fokus auf das Wesentliche erscheinen viele Tätigkeiten unwichtig, die sonst jeden unserer Tage – und damit unser Leben – füllen.
      Die Hecke muss nun nicht mehr jede zweite Woche gestutzt werden, vielleicht reicht auch einmal im Monat.
      Und mit der gewonnenen Zeit gönnen Sie sich… nichts!

      1. Verstehen Sie die Kraft des Nichtstuns
      2. Nach ein paar Prisen Nichtstun werden Sie sicherlich auf den Geschmack kommen: Sie erfahren, was es bedeutet, komplett abzuschalten. Und damit steigt auch die Wertschätzung für das Nichtstun. Passen Sie aber auf, dass Sie nicht dahin kommen, nichts anderes mehr tun zu wollen, als nichts zu tun!

        1. Meditation ist die höchste Form des Nichtstuns
        2. Wenn Sie Ihr Nichtstun in der Badewanne mit einem Glas Rotwein und Musik verbringe-

          Die höchste Kunst des Nichtstuns ist aber Meditation. Je weniger wir tun, desto stärker ist die Erholung.

          Nichtstun bedeutet Leben

          „Ruhe zieht das Leben an, Unruhe verscheucht es.“
          (Gottfried Keller)

          Die Erfindung des 8-Stunden-Arbeitstages ist noch gar nicht so lange her. Zur Zeit der Jäger und Sammler – also die mit Abstand längste Zeit – haben Menschen nur ungefähr 3 Stunden pro Tag „gearbeitet“.

          Hinter der Maxime Arbeit gibt es noch eine weitere Welt: Die Welt des Spielens.

          (Ihr Spiel kann natürlich aus dem Aufbau eines eigenen Unternehmens etc. bestehen, doch für die meisten trifft dies eher nicht zu.)
          Vergessen Sie nicht, zu leben. Es muss nicht alles einen Zweck erfüllen.
          Warum hören wir denn Musik? Nicht, um so schnell wie möglich am letzten Ton anzukommen.

          „Auch die Pause gehört zur Musik.“
          (Stefan Zweig)